Kinopremiere mit Drewermann:  Video1 (2,12min) und  Video2 (27,10min)

MY LAI INSIDE Es ist ein ungewöhnlicher Film, der aktuelle Dokumentarfilm des Kölner Filmemachers Christoph Felder, der von Wirkung und Glaubwürdigkeit berühmt gewordener Kriegsbilder erzählt und die völlig unterschiedlichen Blickwinkel

traumatisierter Beteiligter fokussiert.

Der Film thematisiert eine der bis heute erschreckenden 68er Geschichte, geschehen am 16. März: Vormittags fallen amerikanische Soldaten der Charlie- Kompanie über das vietnamesische Dorf My Lai her, töten in ungefähr vier Stunden fast alle Bewohner - über 500 Zivilisten. Das Militär und die amerikanische Regierung versuchen mit allen Mitteln, den „Vorfall" zu vertuschen. Als das Massaker Jahre spater trotzdem bekannt wird, formiert sich die Antikriegsbewegung erstmals mit lautstarkem Protest.

 

Für das Kriegsverbrechen wird letztendlich niemand wirklich zur Rechenschaft gezogen. 2011 liest Christoph Felder die Geschichte eines Jungen, der angeblich My Lai überlebte und behauptet, seine Mutter und auch er selbst wären auf den weltberühmten Fotos des Armeefotografen Ronald Haeberle zu sehen. Duc lebt im Bergischen Land und möchte den Fotografen persönlich kennenlernen. Kaum jemand, ausser dem Museum in My Lai, zweifelt die Identität der Personen auf den Fotos an.

 

Felder's Kamera hält einen beeindruckenden Moment fest: Haeberle glaubt Duc's Darstellungen und schenkt ihm seine Nikon, deren letzte Aufnahme am 16.3.1968 die einer toten Frau ist. Es ist vermutlich Duc's Mutter, Nguyen Thi Tau.

 

Dieses Foto geht dem dritten Protagonisten des Films, dem 2016 verstorbenen US- Soldaten Larry Colburn, nicht aus dem Kopf. Jeden Tag denkt er an diese Frau, deren Leben hätte vielleicht gerettet werden können. Colburn war Teil der Hubschrauber-Crew, die als einzige Beteiligten versuchten, das Massaker zu stoppen und einigen Vietnamesen in einer heldenhaften Aktion das Leben

retteten Immer wieder erzählt Duc die Geschichte, er sei am Tag des Geschehens sieben Jahre alt gewesen und das berühmte Foto von ihm und seiner Schwester sei von einem Hubschrauber heraus aufgenommen worden.

 

Der spannende Dokumentarfilm macht deutlich, wie traumarisiert die Beteiligten heute noch sind: Der Fotograf, der hätte eingreifen müssen und sich nun damit beruhigt, dass vermutlich der Sohn der toten, fotografierten Frau überlebte. Duc, dem scheinbar auf der Suche nach der eigenen Identität jedes Mittel recht ist und sich in Vietnam als sichtbares Opfer inszeniert - und Larry Colburn, dem die Frau auf dem Foto jeden Tag daran erinnerte, wie sinnlos Kriege, dieser Krieg, dieser 16. März 1968 gewesen ist.

 

Es ist ein sehenswerter Film, der aus neuer Perspektive in die innere Welt eines Ortes eindringt, der ebenso für viele andere steht.